„Drogengebraucher_innen besitzen ebenso wie alle anderen Menschen ein Recht auf Menschenwürde. Sie brauchen es sich nicht erst durch abstinentes und angepasstes Verhalten zu erwerben.“ (Gründungserklärung JES, Juni 1989)
Der Drogennotdienst L43 (DND) ist eine zentrale Anlauf-, Kontakt-, Vermittlungs- und Beratungsstelle für Drogenkonsument_innen in München. Die Einrichtung befindet sich im südlichen Bahnhofsviertel, in unmittelbarer Nähe zum Münchner Hauptbahnhof. Wie in vielen Großstädten, ist auch in München das Bahnhofsviertel mit seiner Durchgangskultur Treffpunkt der Drogenszene, deshalb wurde das niedrigschwellige Überlebenshilfeangebot des Drogennotdienstes bewusst im Bahnhofsviertel angesiedelt. Zur Klientel gehören neben Konsument_innen sog. illegaler Drogen auch Substituierte und Angehörige. Der DND ist rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche zu erreichen und umfasst:
- eine Notschlafstelle für wohnungslose Drogenkonsument_innen
- einen Kontaktladen mit offenem Cafébetrieb
- eine 24-Stundenberatungsstelle
Notschlafstelle und Kontaktladen sind als niedrigschwelliges, konsumbegleitendes Angebot zur Verbesserung der aktuellen Lebenssituation der Drogenkonsument_innen konzipiert. Im Sinne von Schadensminimierung (harm-reduction) und Überlebenshilfe geht es zunächst darum, existentielle Grundbedürfnisse sicherzustellen und lebenspraktische Hilfestellungen wie z.B. kurzfristige Übernachtungsmöglichkeiten, Spritzentausch, Verpflegung oder medizinische Wundnotversorgung anzubieten. Darüber hinaus bilden Krisenintervention, psychosoziale Begleitung und die Förderung von Selbsthilfepotentialen Schwerpunkte der Arbeit.
Das Angebot der Beratungsstelle ist ebenfalls im Bereich der niedrigschwelligen Akuthilfe angesiedelt. Die Mitarbeiter_innen sind rund-um-die-Uhr erreichbar und eine Terminvereinbarung ist nicht erforderlich. Durch die Möglichkeit zur Spontanberatung wird ein nahezu schwellenloser Zugang zum Drogenhilfesystem gewährleistet und der Grundstein für längerfristige Beratungskontakte gelegt.
Neben Krisenintervention umfasst das Angebot u.a. auch Vermittlung von Entgiftungs-, Therapie- und Substitutionsplätzen, Begleitung zu Ärzt_innen bzw. Krankenhausambulanzen, Psychosoziale Substitutionsbegleitung, Unterstützung bei Fragen zur Arbeitsplatz- und Wohnungssuche, Beratung von Angehörigen und die Informationsvermittlung an andere Fachstellen des Hilfesystems.
Der Drogennotdienst L43 arbeitet vertraulich, kostenlos, unbürokratisch, konsumbegleitend, akzeptanzorientiert und ohne Clean-Anspruch.
Zugangsvoraussetzung für die Nutzung der Angebote ist die Bereitschaft zur Einhaltung der Einrichtungsregeln:
- Kein Konsum und kein Handel illegaler Substanzen in der Einrichtung
- Keine Gewalt
Das Angebot des Drogennotdienstes steht allen drogenkonsumierenden Menschen, unabhängig von Nationalität, Hautfarbe, Religion, sexueller Identität oder sexueller Orientierung, offen. Wir akzeptieren Drogenkonsument_innen mit ihrer momentanen Lebensgestaltung als eigenständige Persönlichkeiten mit dem Recht auf und der Fähigkeit zur Selbstbestimmung. Daher sehen wir es als unsere Aufgabe, die Lebensumstände drogengebrauchender Menschen zu verbessern und für eine gesellschaftliche Integration einzutreten.
Wir unterstützen Konsument_innen bei der Konkretisierung ihrer Pläne und Vorstellungen – denn adäquate Lösungsstrategien basieren auf der Individualität des_r Einzelnen und können nur von den Betroffenen selbst formuliert und verfolgt werden.
Ergebnisoffene Beratung, Stärkung vorhandener Selbsthilfepotentiale und die Anerkennung der Betroffenenkompetenz sind Grundpfeiler unseres Arbeitsansatzes.